Juni 2014

Talentförderung als Ehrenamt



Rita Glück hat Erfahrung - und möchte diese teilen. Die Vertriebsleiterin von Glasfoto.com, einem Hersteller von Glasinnengravuren, engagiert sich als Mentorin für Studenten, die im Mittelstand Fuß fassen wollen.

Ihren Schützlingen gibt sie Karrieretipps und Einblicke in die Praxis: "Oft sind die jungen Leute sehr unsicher und fragen sich, ob sie das Gelernte anwenden können", sagt Glück, die sich seit drei Jahren an dem Mentoring-Programm "Netzwerk Mittelstand" für Studenten in Dresden beteiligt. "Der Austausch mit uns Mentoren hilft ihnen, sich selbst besser einzuschätzen und Ideen für Praktika, Abschlussarbeiten und mögliche Arbeitsbereiche zu bekommen." Organisiert wird der Austausch von der Dresdner Hochschule für Technik und Wirtschaft, die das Mentoring-Projekt im Jahr 2010 startete.

Die Idee: Führungskräfte und Chefs mittelständischer Unternehmen der Region übernehmen Patenschaften für Studenten und helfen ihnen während des Studiums und beim Berufsstart. "Die Zahl der Unternehmen, die sich am Netzwerk beteiligen, wächst stetig", sagt der Projektverantwortliche Rüdiger von der Weth, Professor für Personalwesen und Arbeitswissenschaften.

Inzwischen machen rund 20 Führungskräfte und Chefs mit. Die Tätigkeit ist zwar ehrenamtlich, die meisten versprechen sich aber dennoch etwas davon. "Viele Mittelständler haben erkannt, dass die klassische Personalsuche per Stellenanzeige nicht mehr funktioniert", sagt der promovierte Psychologe von der Weth. Das Mentoring-Programm bietet den Arbeitgebern die Möglichkeit, frühzeitig in Kontakt mit hochqualifizierten Kräften zu kommen. Die Dresdner Studenten sind gefragt: Führung und Gründung mittelständischer Unternehmen bildet einen Schwerpunkt des Studiums. "Bundesweit ist das wahrscheinlich ein Alleinstellungsmerkmal", sagt von der Weth. Der Bedarf an Fach-und Führungskräften sei weit fortgeschritten - vor allem angehende Ingenieure brauchten sich um einen Job keine Sorgen mehr zu machen. HTW Dresden: Studium mit Praxis.

In Dresden gehen freilich nicht alle Mentoren mit Rekrutierungsgedanken ins Projekt. Rita Glücks Neun-Personen-Betrieb zum Beispiel braucht aktuell gar keine neuen Kräfte. Glücks Motivation ist ganz uneigennützig: "Ich will Wissen weitergeben." Sylvia Piquardt